Da una lettera da Johannes Klingen-Protti, 23.02.10
Vor einigen Tagen habe ich die erste Lektüre Ihres Buches beendet und ich darf sagen, dass mich das dort Gelesene nach wie vor beschäftigt. Ich habe sehr viel Neues und Interessantes erfahren. Die gelungene Charakterzeichnung des Protagonisten oder die gut synchronisierten Fokuswechsel zwischen intimer Kulisse und historischem Panorama haben ja bereits viele Rezensenten gelobt; ich schließe mich dem vollauf an und will Sie damit gar nicht weiter langweilen.
Auch mit den unterschiedlichen Lesarten, die in Ihrem Buch angelegt sind und es damit in meinen Augen noch interessanter machen, möchte ich mich nicht lange aufhalten. Ob historischer oder biographischer Roman, ob Bildungs- bzw. Entwicklungsroman - darüber lässt sich sicherlich ebenso ausführlich reden wie über etwaige verwandtschaftliche Verbindungen des Baron de Bassus mit anderen literarischen Figuren wie einem Thomas Buddenbrook oder einem Don Fabrizio Corbera, Fürst von Salina.
Nur ein ganz kleines Detail, das mir ausnehmend gut gefallen hat: Unter den vielen Stimmen, die Sie zu Gehör bringen - die glasklaren von Pilati und Lavater, Cecilias calando, das Spöttische eines Hess, das "Mephistophelische" eines Weishaupt - gibt es hie und da leise, zum Teil nur indirekt vernehmbare Stimmen, die gleichsam den Kontrapunkt zu den Weltweisheiten bilden, über die die Hauptakteure bisweilen den Kopf verlieren: Sie gehören dem Gutsverwalter Antonio in Morbegno, dessen Rechtschaffenheit Tommaso mit Erstaunen zur Kenntnis nimmt, oder Ambrosioni, der sehr wohl weiß, wie sein Brotgeber den pompösen Einzug in Traona finanziert, oder auch Andrea Lardi, der seinem Sohn Pietro irgendwann einmal den Begriff der "Standesgemäßheit" erläutert haben muss. Das finde ich sehr feinsinnig. (...)